Pfarre Krems St. Paul

Paulus 2023/09

„OHNE PROPHETISCHE OFFENBARUNG (Vision) VERWILDERT DAS VOLK!“ (Spr.29,18)
oder „Denn sie tun nicht, was sie wissen!“

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Freunde von Krems-St. Paul und St. Severin!

Mit dieser Ausgabe des Pfarrblattes beginnt eine „neue Ära“. Durch die Fusionierung beider Pfarren St. Paul und St. Severin heißen wir ab jetzt Pfarre St. Paul - Lerchenfeld-Mitterau-Weinzierl.

Was heißt das konkret? Das Ziel dieser Fusionierung besteht nicht einfach im Verschwinden. Wir sind erstickt an der Fülle von Problemen und das war das Ende. Das ist eine Seite der Medaille, es gibt auch eine andere Seite, eine Perspektive, die sich VISION nennt: Ich will es mal so formulieren: „Chancen, wie wir sie jetzt in der Fusion haben, gibt es nicht allzu oft!“

Mit der Fusionierung eröffnen sich jedem Einzelnen eine Fülle von Chancen, die er oder sie für sich nutzen kann, vorausgesetzt, er/sie bringt die nötigen Beziehungen, Talente, (Aus)Bildung ect. mit. Wir können heute völlig neue Wege beschreiten, Dinge ausprobieren und neue Realitäten kreieren, wenn wir nur wollen. Aber sind wir auf diese Chance vorbereitet? Haben wir den Mut für unkonventionelle Ansätze und ein völlig neues Denken? Sind wir offen und bereit mit Turbulenzen umzugehen? Haben wir die richtige Erziehung für diese chancenreiche Zeit?

Wo sind neue Ansätze sichtbar, wo steckt der Mut und die Risikobereitschaft der Entscheider? Robert Jungk, ein Zukunftswissenschaftler, sagte: „Denn sie tun nicht, was sie wissen!“ Wo man auch hinsieht, findet man eher die „alten Rezepte“ und „alte Methoden“, die Strickmuster nach altem Denken, mit denen Zukunft gestaltet werden soll!

Daher wählte ich diese Bibelstellen, das Buch der Sprichwörter und Esra 4,1 ff. aus. Als das auserwählte Volk heimkehrte aus der Verbannung, fingen sie mit dem Wiederaufbau des Tempels an. Nicht alle waren damit einverstanden, „die Feinde“ bremsten. Sie wollten das Werk mit allen Mitteln stoppen. Sogar mit Bestechung versuchten sie die „Baumeister“ und das Volk mit Misstrauen, Mutlosigkeit und Schrecken auseinanderzudividieren. Das Werk wurde unterbrochen bis die Propheten Haggai und Sacharja (Es 5,1ff) auftraten und dem Volk eine Vision gaben und ihm damit neuen Mut und Vertrauen aussprachen, damit es den Tempelbau beenden konnte.

Durch solches Streuen von Misstrauen und Angst in die Arbeit kann jedes Werk, auch einer Fusionierung, ins Stocken geraten. Ich erlebe es auch seit zwei Jahren hier in den Pfarren. Angst beherrscht die Köpfe der Entscheider (PGR/PKR) in allen wichtigen Bereichen. Angst blockiert, verhindert die notwendigen Entwicklungen. Angst lässt den Menschen immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen.

Warum tun wir uns im Umgang mit unseren Ängsten schwer? Sind wir denn GLÄUBIGE?

Bitte, keine schnellen Lösungen wie: „Wir müssen uns nur genügend anstrengen, dann werden wir erfolgreich die Zukunft bewältigen!“ Was heißt ERFOLG? Erfolg ist nicht Attribut Gottes, sagte einmal Martin Buber. Das mag in der Wirtschaft gelten, wo es um Geld und Wachstumsraten geht! Das ist unser Problem! „Erfolg“ im kirchlichen Kontext muss neu definiert werden. Es hängt zusammen mit der Frage, wie wir mit unserer Glaubens- und Lebenskraft umgehen.

Erfolgreich sind diejenigen, die sie nicht verlieren, sondern „vermehren“. Wie kommen wir dort hin? Wir streben nach einer guten und vitalen Gemeinde, Pfarre! Das kommt nicht von allein. Demnach benötigt es eine Konstellation von „erfolgreichen“ Menschen, d.h. Menschen, die eigenverantwortlich und bewusst mit ihrer Glaubens- und Lebenskraft, mit ihren Ressourcen umgehen. Daraus folgt, dass der „Erfolg“ in erster Linie von mentaler Einstellung abhängt und viel mit einer konstruktiven Denkhaltung zu tun hat.

Angst ist kein guter Weggefährte. Was ist aber Angst? Für unsere Zielsetzung interpretieren wir Angst als ein mentales Problem, einen Zustand. Angst ist die Furcht vor „etwas“, ein Vorgriff in die Zukunft. Angst blockiert den Lebensnerv, unserer Entscheidungen und das lähmt. Das Gegenteil ist VERTAUEN.

Damit wir handlungsfähig sind, müssen wir diese vorgenannte Komplexität reduzieren, die Voraussetzung dieser Reduktion heißt Vertrauen und kann durch offene Kommunikation erreicht werden. Offener und guter Dialog sind wie „Töne“ einer Musik, welche das Pfarrklima und die Pfarrgemeinde beeinflussen und damit auch das Handeln und Erleben in der Gemeinde. So entstehen hoffnungsfrohe und hoffungsvolle Stimmungen, die die Stimmung, das sich Wohlfühlen und sich Verhalten in einer Gemeinde beeinflussen. Vertrauen erhält wer Vertrauen gibt! Vertrauen in die Zukunft und den Erfolg einer Pfarre.

Was ist eine VISION?

Mit dem neunen PGR/PKR, geht es in den nächsten Wochen eine „neue VISION“- Schauung zu erstellen!

Die VISION soll die Zukunft beschreiben, sie gibt langfristige Ziele, zeichnet ein Bild unserer Pfarre, beantwortet die Fragen: „Wohin wollen wir?“ und „Wo liegen unsere Schwerpunkte?“

Aus der Vision wird dann die MISSION abgeleitet!

Die MISSION hat die Aufgabe in der Pfarre, sie formuliert die Werte für die Mitarbeiter - „Wie sollen wir arbeiten?“ - und sie beantwortet die Fragen „Welchen Nutzen hat das alles? „ und „Was ist der Sinn unserer Tätigkeit?“

So lade ich alle Menschen guten Willens ein, sich an der Vision und der Umsetzung an der Mission in unserer neuen Pfarre zu beteiligen. Wir sind verantwortlich für die Zukunft und nicht die anderen. Erwarten wir nicht von den anderen, dass sie uns gewisse Dinge lösen. Dazu hat Gott uns berufen und mit vielen Talenten und Fähigkeiten ausgestattet, damit wir die Zukunft für uns und unsere Mitmenschen und das Pfarrleben gestalten. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten Neubeginn am 17. September 2023.

Pfarrer Nikolaus Vidovic