Pfarre Krems St. Paul

Paulus 2023/03

Versöhnung macht frei!

Liebe Gemeinde, liebe Freunde der Pfarre Krems-St. Paul!

Der Gedanke der Versöhnung ist in unserem Alltag in vielen Lebensbereichen lebendig und allgegenwärtig. Machen Sie das Experiment, das Thema „Versöhnung im Alltag“ wörtlich in eine Internet-Suchmaschine einzugeben. Sie werden überrascht sein, wie viele Seiten über dieses Thema dort zu finden sind. Zwei Bereiche haben mich interessiert: Der Bereich über Geschichte und Politik, wie man über „Friedenskonferenzen“ und „Dialog“ versucht einen Weg des Friedens zu finden bzw. zu gehen.

Der zweite Bereich betrifft natürlich Religion und Spiritualität.

Eines wird klar bei der Zusammenschau: „Versöhnung“ ist ein grundlegendes Thema, das unser zwischenmenschliches Leben bestimmt und prägt. Es geht uns alle an.

Wie kommt man zu dieser Versöhnung?

Jede(r) spürt im Herzen die Sehnsucht nach Versöhnung und wir sind bestrebt, versöhnt mit unseren Mitmenschen zu leben. Zu Genüge wissen wir aber, dass es in unserem Leben immer wieder Kriege, Streit, Konflikte und Unversöhnlichkeiten gibt. Diese bestimmen und belasten auch unseren Alltag und unser Leben.

Paulus schreibt im Römerbrief: (Röm 7,15) „Denn ich begreife mein Handeln nicht. Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich nicht will… Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde.“

Paulus gibt auf zwei wesentliche Dinge einen Hinweis:

1. Der Mensch nimmt wahr, dass sein Handeln nicht mit dem im Einklang ist, was er eigentlich tun möchte. Er handelt gegen sein Gewissen, gegen sein Gefühl oder gegen Wertmaßstäbe. Das bringt den Menschen in einen inneren Konflikt. Er sagt hier aus, dass der Mensch mit seinem Nächsten versöhnt leben möchte, schafft es aber nicht.

2. Paulus macht die in uns wohnende SÜNDE oder Schuld dafür verantwortlich! Schuld wird bei Paulus als ein Abschirmen gegen Gottes schöpferische Liebe gesehen. Sünde ist bei ihm nicht nur als moralisches Problem zu betrachten (eine konkrete Tat), sondern vielmehr sieht er sie als eine tiefere Fehlhaltung, nämlich nicht mehr für Gottes Liebe empfänglich zu sein. Wer für die Liebe nicht offen ist, bei dem wird alles, was nicht Liebe ist, wichtig (Besitz, Erfolg, Anerkennung, …). Der Mensch entfremdet sich selbst und wird dem anderen Menschen fremd, was dann zur Selbstzerstörung führen kann.

Ich denke, wir haben genügend Beispiele aus dem Alltag, was uns von Gott und unseren Mitmenschen trennt!
Es können Worte und Gesten sein, mit denen wir andere bewusst und/oder unbewusst verletzten oder eine Hilfe verweigern. Wieder einmal spüren wir, dass wir auf den anderen zugehen sollten und tun es nicht. Wie, wenn uns etwas zurückhält. Manchmal leben Menschen jahrelang mit einer Schuld. Sie schaffen es nicht, sich mit Gott, mit sich selbst und den Mitmenschen zu versöhnen!

Kennen Sie solche Dinge oder ähnliche Situationen?

Ich möchte Ihnen vier Schritte zur Versöhnung, zur Freiheit auf Ostern und ihr Leben, mitgeben.

1. Bewusstmachen

Wenn Sie feststellen wollen, ob bittere Samen und Wurzeln in Ihnen sind, wenn Sie erkennen wollen, ob Sie anderen etwas nachtragen - dann betrachten Sie aufmerksam Ihre Selbstgespräche. Diese zeigen, womit sich Ihre Seele beschäftigt.

2. Entscheiden

Das Bewusstwerden zeigt, was uns bindet. Nun braucht es den festen Entschluss, die negativen Bindungen zu lösen. Hierbei gibt es zwei Arten von Bindungen ans Negative:

a) Die erste Form ist der Wille. Wollen wir uns bewusst lösen? Manche können oder wollen nicht loslassen.

b) Die zweite Form der Gebundenheit, betrifft das Herz! D.h. Ich habe im Gedanken oder mit dem Willen vergeben. Im Herzen habe ich immer noch einen Köcher, den ich als Vorwurf, als Reserve zurückbehalte. Vielleicht kann ich diesen Pfeil noch einmal gut gebrauchen (Erinnerungen, Gefühle…).

3. Entsorgen

Haben wir es geschafft im Herzen zu sagen: „Schluss damit“ Ich möchte mein Herz ausmisten, ausräumen, kommt der nächste Schritt, die Entsorgung. Ich bringe alles Giftige, Zerbrochene, Gescheiterte und Verwundete zu Jesus unter das Kreuz. Denn Jesus hat all unsere Leiden, Schmerzen und Wunden, sowie alle Schuld auf sich genommen und für uns getragen. (Jes. 53,5) Das Kreuz ist der große Abfallhaufen der Welt, wo aller Sünde Müll entsorgt wird. Eine Beichte wird empfohlen. Damit bringen wir unsere schweren Rucksäcke voll Sorgen, Vorwürfe, Lasten, Enttäuschungen und Schuld mit. Dieses Loslassen und Abgeben heißt ans Kreuz bringen. Hierbei erfährt der Mensch durch das Kreuz bzw. den Priester die Freiheit bzw. Vergebung! Die Seele muss hierbei das Wort der BEFREIUNG hören, damit sie aufatmen kann! Friede kehrt ein.

4. Liebe Jesu ins Herz lassen.

Das Ziel des Versöhnungsweges besteht nicht darin, von Lasten frei zu sein, um sich gut zu fühlen. Das Ziel ist in einem guten, liebenden und verstehenden Mit- und Füreinander zu leben. Der vierte Schritt besteht darin, die Liebe Jesu zu allen anzunehmen. Es geht darum, Jesus zu bitten, er möge mit seiner Kraft der Liebe neu in die Beziehung zu uns selbst, zu all unseren Mittmenschen und zu Gott kommen, damit wir in der Kraft seiner Liebe neu anfangen können.

Vielleicht haben Sie gemerkt, dass nun Schritte gefragt sind, die niemand für eine andere Person tun kann. Wenn es Ihnen möglich ist, lade ich Sie ein, sich auf den Weg der Versöhnung einzulassen. Sie selbst werden davon, auch wenn der Weg anstrengend ist, nur profitieren. Lassen Sie sich genügend Zeit. Diese Punkte wollen Ihnen eine Hilfe sein!

Unser Versöhnungstag am 31. März 2023, Beginn um 18.00 Uhr! Kann Ihnen hier ebenfalls eine Stütze sein!

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen dazu!

Ihr Pfarrer Nikolaus