Pfarre Krems St. Paul

Paulus 2022/05

Friede sei mit EUCH

Liebe Gemeinde, liebe Freunde der Pfarre Krems-St. Paul!

„Friede sei mit E U C H!“ (Joh 20,19)

Diese Pfarrblattausgabe kommt jetzt im schönsten Monat des Jahres Mai zu Ihnen ins Haus. Wir sind mitten in der Osterzeit, Marienmonat ist und gleichzeitig bereiten wir uns auch auf Pfingsten vor. Ich glaube, dass ich, worüber ich dieses Mal schreibe, aus den Herzen vieler spreche bzw. schreibe. Wir sehnen uns alle nach dem Frieden.

Wie kann es denn zum F R I E D E N kommen? Wer ist dafür zuständig?

Das griechische Wort dazu „eirenopoioi“ - „Friedensstifter“ wie wir es aus dem Munde Jesu hören - bezeichnet die, die für den Frieden arbeiten, die „Frieden machen“; jedoch nicht so sehr in dem Sinne, dass sie sich mit ihren eigenen Feinden versöhnen, sondern dahingehend, dass sie den verfeindeten Parteien helfen, untereinander Frieden zu schließen. Jesus meint hier nicht den Begriff „friedfertig“, d.h. einen ruhigen Menschen, der Konflikte nach Möglichkeiten meidet (das wären die Sanftmütigen …) und es sind auch nicht die Pazifisten gemeint, sofern man unter Pazifisten Menschen versteht, die gegen den Krieg, d.h. meistens gegen eine der Kriegsparteien Position beziehen, aber nichts tun, um die Gegner miteinander zu versöhnen. Wer sind denn dann die „Friedensträger, Stifter, jene die für den Frieden arbeiten“?

Ein „Friedenstifter“ ist der, der durch Siege, aber nicht durch Siege über den Feind, sondern über sich selbst, gewonnen hat. So, indem man die Feindschaft vernichtet, wie Jesus am Kreuz es getan hat (Eph 2,16). Es wäre verkürzt zu sagen, „Friedenstifter“ sind die, die den zerstrittenen Menschen helfen, sich zu versöhnen und wieder in Frieden miteinander zu leben. Gesehen aus dem Kontext des Neuen Testaments ist das Friedenstiften eine Erscheinungsform der Nächstenliebe. Unsere Kirchen- und auch Weltgeschichte ist reich an Episoden, in denen untereinander oder mit ihren Gläubigen zerstrittene Ortskirchen, Bischöfe, Äbte und Päpste jemanden um seine Friedensvermittlung gebeten haben. Somit ist für uns alle der Friede eine Gabe aber auch eine Aufgabe! Gott selbst und nicht der Mensch ist der wahre und oberste Friedensstifter. Der Friede ist ein göttliches Schöpfungs- und Erlösungshandeln Gottes. Die Bibel spricht vom Frieden Gottes (Phil 4,7) und noch öfters vom Gott des Friedens (Röm 15,32). Friede meint nicht nur, was Gott tut oder gibt, sondern auch was Gott ist. Wenn man sich die babylonischen und griechischen Weltentstehungsmythen anschaut, liest man dort, dass die Gottheiten selbst sich einander bekriegen. Selbst in der häretischen christlichen Gnosis herrscht kein Friede und keine Einheit zwischen himmlischen Äonen und die Existenz der materiellen Welt ist lediglich das Ergebnis eines Unfalls und einer Disharmonie in der oberen Welt.

Aber es gibt eine untrennbare Verbindung zwischen dem Frieden, der uns von oben gegeben ist, und dem Heiligen Geist; nicht umsonst werden beide durch das Symbol der Taube symbolisiert. Am Abend des Ostertages gab Jesus seinen Jüngern gleichsam im selben Atemzug den Frieden und den Heiligen Geist (Joh 20,21-22).

Doch was ist das für ein Friede, von dem wir hier sprechen? Die klassische Definition des hl. Augustinus lautet: „Friede ist die Ruhe der Ordnung.“ Der hl. Thomas v. A. baut darauf auf und sagt, dass es im Menschen drei Arten der Ordnung gibt: die Ordnung mit sich selbst, die Ordnung mit Gott und die Ordnung mit dem Nächsten. Demnach gibt es auch drei Arten des Friedens: den inneren Frieden des Menschen, der mit sich selbst im Einklang ist, den Frieden des Menschen im Einklang mit Gott und sich seiner Leitung überlassend und den Frieden im Hinblick auf den Nächsten, der den Menschen im Einklang mit all seinen Mitmenschen leben lässt. In der Bibel ist „SHALOM“, Friede, jedoch mehr als nur die Ordnung der Dinge. SHALOM bezeichnet auch Wohlbefinden, Ruhe Sicherheit, Erfolg und Ehre. Es bezeichnet sogar die Gesamtheit der messianischen Güter und ist gleichbedeutend mit Freude und Rettung.

Zusammenfassend gesagt: Wenn Gott und historisch gesprochen der auferstandene Christus die wahre Quelle des Friedens ist, dann heißt Frieden zu stiften, den Frieden nicht zu erfinden oder zu schaffen, sondern ihn zu vermitteln, den Frieden Gottes und den Frieden Christi weiterzugeben. Wir sind Kanäle des Friedens. Das hat der hl. Franziskus sehr schön im Gebet vermittelt: „Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens!“

Um ein guter Kanal des Friedens zu sein, müssen wir mit seiner Quelle verbunden bleiben. Ein gutes Mittel, um diesen Herzensfrieden zu bewahren oder wiederzufinden, ist es, wenn wir den Text aus der Jakobus Epistel lesen (Jak 3,16-18): „Wo nämlich Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art, doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht. Wo Frieden herrscht, wird von Gott für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.“ So dürfen wir sagen, es beginnt die Arbeit des Friedens in jedem einzelnen Herzen. Aus diesem überaus persönlichen Bereich muss jede Anstrengung erwachsen, Frieden zu schaffen.
Ihr Pfarrer Nikolaus