Pfarre Krems St. Paul

Monatsblatt 2021/11

Allerheiligen

„Selig, die trauern, denn sie werden getröstet werden!“

Der Monat November ist in der Natur ein sehr düsterer Monat, das Laub fällt, die Tage sind kürzer und vor allem sind sie sehr kalt und …

Bei solch einem Wetter, kommen da dem Menschen oft die Gedanken an das Sterben, Tod, Leid,... so mancher verfällt da leicht in eine Winterdepression! Gibt es von Seiten der Kirche und des Glaubens HILFE? Gerade die Heiligen und das Fest der Allerheiligen im November können uns helfen, nicht in eine solche Depression zu verfallen!

Am Fest Allerheiligen hören wir das Evangelium von den Seligpreisungen, sie sind eine Art Quelle der Inspiration, denn der, der sie verkündet hat, ist auferstanden und lebt!
Worin besteht der Grund, „das Trauern“ in der Bibel zu rühmen? Warum sind sie von Jesus als selig gepriesen? Wir entdecken in der Bibel und in den Evangelien, dass es Tränen der Reue gibt, wie Petrus sie vergossen hat, wie Jesus sie bei dem Tod Lazarus und bei der Witwe von Nain weinte, Tränen des Mitleids angesichts der Schmerzen anderer, Tränen der Verbannten, die an den Flüssen von Babylon ihre Heimat verloren hatten.
Zwei Gründe möchte ich hervorheben, warum in der Bibel geweint wird und aus denen auch Jesus geweint hat:
Im Ps 41 lesen wir: „Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt zu mir den ganzen Tag: „Wo ist nun dein Gott… Wie ein Stechen in meinen Gliedern ist für mich der Hohn der Bedränger, denn sie rufen mir ständig zu: „Wo ist nun dein Gott?“

In diesem Abschnitt liest man folgende Erklärung: Die Menschen haben verschiedene Methoden der Erkenntnis entwickelt, die normalerweise allen gemeinsam sind, und mit deren Hilfe sich Dinge feststellen lassen. Wer behauptet, es gebe ein Wesen, Gott, das mit diesem oder jenem Instrument nicht erkennbar ist, muss man den Gegenbeweis antreten.

Die Sache ist, dass der Beweis für die Existenz Gottes nicht in Büchern oder biologischen Labors, sondern im Leben zu finden ist. Im Leben Jesu und im Leben der Heiligen und auch heute im Leben der vielen Glaubenszeugen!

Der Grund der Traurigkeit der Gläubigen ist wie der Psalm sagt die Ohnmacht, die er als Herausforderung verspürt!

Mit seinem rätselhaften Schweigen ruft Gott den Gläubigen dazu auf, seine Schwäche und seine Niederlage zu teilen, denn unter diesen Voraussetzungen ist ihm der Sieg verheißen: “Das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen!“

Das zweite Weinen in der Bibel ist ein Weinen über uns selbst! Über unsere Fehler, Gräueltaten, … die dem mystischen Leib Christi angetan werden. Hier geht es um Reue, das aus unserem Übel tatsächlich noch etwas Gutes erwachsen kann und ich, wir, uns dann mit Gott und dem Nächsten aussöhnen können.

Die schönsten Tränen sind die von der Rührung und der Freude, mit denen sich unsere Augen füllen, wenn wir erleuchtet vom Heiligen Geist erkennen, wie gütig und barmherzig Gott zu uns ist. Paulus und der Hl. Augustinus berichten von solchen Erfahrungen. Einen sehr schönen Bericht liefert uns Lukas von der Sünderin, die sich Jesus nähert und mit ihren Tränen Jesu Füße gewaschen hat. Das waren nicht nur Tränen der Reue sondern Tränen der Dankbarkeit und der Freude, dass es einen solchen Gott gibt, der mich in meiner Not, Armut, Sündhaftigkeit und Bedrängnis nicht im Stich lässt, sondern für mich da ist!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in diesen grauen Tagen die tröstende Erfahrung Gottes in Ihren Leben!

Pfarrer Nikolaus Vidovic