Pfarre Krems St. Paul

Monatsblatt 2021/07

Sommer - freie Zeit - Zeit der Erholung

Die Zeit der Pandemie war für uns alle eine Zeit der Herausforderungen. Die vielgerühmte Freiheit war sehr eingeengt und am stärksten spürten wir das wohl bei den Reiseeinschränkungen. Die Sehnsucht zu verreisen, um einmal einen sogenannten „Tapetenwechsel“ vorzunehmen, um Erholung zu finden und neue Kräfte zu sammeln, ist bei vielen Menschen groß. Die Hoffnung darauf wird durch die Lockerungen der Pandemieeinschränkungen mehr und mehr realistisch. Daher will ich im Folgenden einige Gedanken über den Sommer als Reisezeit schreiben.

Wer verreist, macht sich zwangsläufig auf den Weg. Man verlässt das Behagliche oder flieht vor dem, was man als Last empfindet. Immer jedoch ist der Blick nach vorne gerichtet, ein Ziel schimmert vor Augen: mal scharf als ein Ort, den man zu kennen meint; dann wieder schemenhaft wie eine Fata Morgana.

Die größten und ruhmreichsten Geschichten der Menschheit sind die Reisegeschichten. Von der Odyssee im alten Griechenland, über den Exodus der Hebräer bis hin zu unzähligen Geschichten von Menschen in unseren Tagen. In jeder einzelnen dieser Geschichten wird Heimat zurückgelassen, Bewährtes aufgegeben. Das müssen wir bitter an vielen Menschen beobachten, die auf der Flucht sind.
Wie eine Art positives Spiegelbild des Alten flammt in den Träumen der Menschen das Bild vom Neuen auf, vom Unbekannten. Es ist Gott, der den Menschen diese Sehnsucht ins Herz gelegt hat; er ist es, der Abraham die Verheißung des Landes Kanaan zusagte, er erneuerte sein Versprechen denen, die mit Mose aus einem Leben der Demütigung und Fremdbestimmung in eine Zukunft der Freiheit und Unabhängigkeit wanderten.
Auch Jesus zog durch das Land und legte dabei viele Kilometer zurück. Er sagte den Menschen die Liebe und Nähe Gottes zu und bekräftigte diese Botschaft durch die Wunder und Zeichen, die er tat. Ob bei der Hochzeit zu Kana, der Speisung der Fünftausend oder bei den vielen Heilungsgeschichten. Immer eröffnete er den Menschen eine neue Zukunft, indem er ihnen neue Hoffnung schenkte. Das Leben vieler Menschen wurde durch die Begegnung mit Jesus zum Guten verändert.

Das ist in unserem Leben nicht anders. Wenn wir Jesus in unserem Leben begegnen, werden wir auch zum Guten verändert. Das bedeutet allerdings auch, dass wir manches loslassen müssen. Auch für unser Leben bedeutet jede noch so kleine Veränderung »Loslassen« - und das Leben ist voll von Veränderungen. Auch wenn wir in der letzten Sekunde noch zögern, Gott sagt uns: »Es ist gut. Mach dich auf den Weg, vertraue mir!«

Es ist gut wenn wir uns auf den Weg machen, um Neues kennen zu lernen. Das weitet unseren Horizont. Die Begegnung mit anderen Menschen, Sprachen und Kulturen wird uns bereichern.
Ferienzeit, das bedeutet Erholung, freie Zeit genießen, neu auftanken können und wieder einmal etwas tun, was wir uns schon lange vorgenommen haben. Ferienzeit ist eine Zeit der Regeneration und des Neuwerdens.

Dazu möchte ich Ihnen zwei Gedanken mitgeben:

1. Wir brauchen zum Neuwerden die Gemeinschaft mit anderen (Christen)! Wir können nicht nur von Geld und Gütern, von Arbeit und Konsum, von Luxus und Fernsehen, von Naherholung und Fernreisen leben. Wir brauchen einander, einer den anderen.

2. Wir brauchen Gott, der unserem Leben Ziel, Maß und Richtung gibt, der uns lieb hat und uns allen einen unendlichen Wert schenkt und zuspricht. Wir brauchen die Gemeinschaft mit Gott und seinem Wort und wir brauchen die Gemeinschaft untereinander. Die Menschen unserer Tage ziehen sich aber mehr und mehr in ihre kleine Welt des Privaten zurück. In der Zeit der Pandemie war dies auch notwendig; aber es wird auch eine Zeit nach der Pandemie geben und da soll Gemeinschaft wieder den richtigen Stellenwert finden.

Wir Christen dürfen und sollen daran mitwirken. Wir sind ja Mitglieder einer Gemeinschaftsreligion!

Gemeinschaft ist notwendig zum Heil des Menschen. Im täglichen Miteinander wird sich zeigen, was eine Gemeinschaft wert ist. In der Anfangszeit der Pandemie war dieser Gemeinschaftsgedanke sehr stark ausgeprägt und zeigte sich in vielen sozialen Hilfsdiensten, egal ob religiös motiviert oder nicht.

Wenn wir miteinander das Leben teilen, miteinander Gott loben, tragen wir uns gegenseitig und werden von Gott getragen. Möge diese Erfahrung jeder und jede von uns spüren!

Niemand von uns weiß, wohin der Weg uns führt. Das Ziel ist uns aber bekannt; wir dürfen es bloß nicht aus den Augen verlieren. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein großes Vertrauen in Gott, dass ER uns die Richtung zeigt. Dann werden alle unsere Wege gesegnet sein.

P. Christoph Mayrhofer