Pfarre Krems St. Paul

Monatsblatt 2020/09

"Ihr seid Gottes Bauwerk" (1 Kor 3,9) - die Kirchweihe

Mit der Eröffnung der Pädagogischen Akademie der Diözese St. Pölten (damals PÄDAK, heute: KPH) im Jahr 1968 starteten in deren Hauskapelle die ersten Gottesdienste der entstehenden Pfarre Krems-St. Paul. Diese wurde mit 1. Januar 1974 kirchenrechtlich gegründet. Was fehlte, war eine eigene Kirche: Am 27. Februar 1977 erfolgte der Spatenstich, am 25. Juni 1977 die feierliche Grundsteinlegung durch Weihbischof Dr. Alois Stöger. Den Höhepunkt bildete die Kirchweihe am 21. September 1980 durch Diözesanbischof Dr. Franz Žak.

Durch die Weihe wird eine Kirche für den Gottesdienst bestimmt und zu einem heiligen Ort. Die Feier der Kirchweihe betrifft vier zentrale Orte der Kirche:

  • Segnung des Wassers am Taufbrunnen
  • Segnung des Ambos (Lesepult)
  • Weihe des Altares
  • Segnung des Tabernakels

Im Mittelpunkt steht die Weihe des Altares. Im Unterschied zu den anderen Gegenständen wird dieser geweiht, nicht gesegnet. Das bedeutet: Durch die Weihe wird aus einem weltlichen ein sakraler Gegenstand, der nur noch für den religiösen Gebrauch bestimmt ist.

Bereits im Juli 1979 erhielt eine Pilgergruppe der Pfarre in der Basilika San Paolo fuori le mura in Rom einen Altarstein, der die griechische Inschrift „Eon“ – „der Seiende“ trägt, und Reliquien des Hl. Pankratius und des Hl. Petrus Canisius. Der Begriff „Reliquie“ leitet sich vom lateinischen Wort „relinquere“ – „zurücklassen“ ab. Reliquien sind Überreste von Heiligen: Teile des Leichnams (Reliquien 1. Klasse, z.B. Knochen), Gegenstände, die der Heilige berührt oder verwendet hat (Reliquien 2. Klasse, z.B. Kleidung) oder Gegenstände, die Reliquien 1. Klasse berührt haben (Reliquien 3. Klasse, z.B. kleine Stoffquadrate). Der Hl. Pankratius war ein Märtyrer der frühen Kirche (3./4. Jh.), der aufgrund seines Glaubens enthauptet wurde. Der Hl. Petrus Canisius setzte im 16. Jh. kräftige Impulse zur Erneuerung des Glaubens.

Bei der Weihe des Altares werden die Reliquien und der Altarstein in den Altar eingesetzt. Anschließend besprengt der Bischof den Altar mit Weihwasser und salbt ihn mit Chrisamöl, das auch bei den Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Weihe verwendet wird. Durch diese Salbung wird der Altar zum Symbol für Jesus, der „der Christus“ – „der Gesalbte“ ist. Weihrauch wird auf dem Altar verbrannt. Er weist darauf hin, dass das Opfer Christi, das auf dem Altar gefeiert wird, wie Wohlgeruch zum Vater aufsteige, und dass die Gebete der Gläubigen zu Gott emporsteigen. Nach dem Weihegebet wird ein weißes Tuch auf den Altar gelegt und die Kerzen werden entzündet.

„Ihr seid Gottes Bauwerk“ – dieses Zitat aus dem 1. Korintherbrief ziert die Gedenktafel, die bei der Grundsteinlegung 1977 gesetzt wurde. Am Beginn unserer Pfarre steht nicht ein Gebäude, sondern eine lebendige Gemeinschaft von Christen, die 1980 voll Freude in ihre neugebaute Pfarrkirche einzog. Wenn unsere Pfarrkirche in diesem Jahr ihren 40. Geburts- bzw. Weihetag feiert, erinnert sie uns daran, dass es nicht auf ein Gebäude ankommt, sondern auf jene Gemeinschaft, die sich um den Altar, um Jesus Christus, versammelt – denn: Ihr seid Gottes Bauwerk!

Christoph Weiss

Literatur: Lexikon für Theologie und Kirche 31997 Bd. 3, 102-105; Memorabilienbuch der Pfarre Krems-St. Paul, Bd. II: 1980-1985; Pfarrzentrum Krems St. Paul. Festschrift, Krems 1980.