3. Welt - erfassen der globalen Spannung
Unter den vielen Spannungen und damit Ursachen von Gewalt und Krieg in dieser Welt gibt es eine grundlegende: die Spannung zwischen Arm und Reich. Die Situation der Weltbevölkerung 2001 wird in einer Dokumentation von SWI (Ö. Stiftung für Weltbevölkerung und internationale Zusammenarbeit) so beschrieben:
Staatengruppe | Bevölkerung in Mio | BSP pro Kopf und Jahr in US$ (Kaufkraft) |
Welt | 6.137 (100 %) | 6.650 |
Industrieländer | 1.193 (19,4 %) | 20.520 |
Entwicklungsländer | 4.944 (80,6 %) | 3.300 |
Einige Einzelbeispiele | ||
USA | 284 | 31.910 |
Deutschland | 82,2 | 23.510 |
Österreich | 8,1 | 24.600 |
Afrika | 818 | 1.790 |
Äthiopien | 65,4 | 620 |
Diese trockenen Zahlen sagen, dass 80% der Weltbevölkerung nur über 1/6 der Mittel (Brutto-Sozial-Produkt) verfügen, wie die restlichen 20% in den reichen Ländern. Weiters leiden 20% der Weltbevölkerung schweren Hunger. Damit sind sie nicht nur heute arm, sondern haben auch morgen keine Chance auf Verbesserung. Der Hunger zwingt viele zum Kampf ums Überleben, wobei Gesundheitsfürsorge und Ausbildung auf der Strecke bleiben.
Nach den Berechnungen von Wissenschaftlern könnte die Erde etwa doppelt so viele Menschen wie heute ernähren, das wären 12 Milliarden Menschen. Das Problem ist nur die Verteilung. Die Verteilung des Bodens und der wirtschaftlichen Macht. Diese werden jedoch von einer Minderheit von Reichen und Mächtigen in jedem Land wie in der Welt festgehalten.
Erkennen der Ursachen:
Schon in alten Zeiten hat es einen Austausch zwischen den Regionen und Kulturen gegeben. Beispiele sind die Seidenstraße zwischen China und dem Westen und die Bernsteinstraße zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer. Doch erst am Ende des Mittelalters begann Europa mit der Entdeckung und Eroberung der Welt. Die Portugiesen Diaz (1486) und Vasco da Gama (1498) entdeckten den Seeweg nach Indien und dem Fernen Osten. Kolumbus erreichte 1492 Amerika und Magalhaes fand 1520 den Weg um die Südspitze Südamerikas in den Pazifik. Nach den Entdeckern
kamen die Kolonisten. Engländer und Franzosen kolonisierten Nordamerika, Spanier und Portugiesen Mittel- und Südamerika. In Afrika und dem Fernen Osten waren die Portugiesen, Holländer, Franzosen und Engländer aktiv.
Das Schema war überall das gleiche: Die Entdecker waren freundlich und brachten (billige) Geschenke zum Tausch für wertvolle Rohstoffe, wie Gold, Gewürze, Edelsteine u. a.. Die nachfolgenden Eroberer nutzten die Überlegenheit der Feuerwaffen und ihrer Ausrüstung und nahmen die Kostbarkeiten mit Gewalt. Durch Ausnutzung der Streitigkeiten der Eingeborenen untereinander und durch Übervorteilung der Häuptlinge wurden weite Landesteile in Besitz genommen. Darauf wurden Plantagen angelegt mit gewinnbringenden Produkten, wie Gewürze, Kaffee, Baumwolle, Tee u. a.. Die Eingeborenen mussten unter Sklavenbedingungen die Arbeit leisten. In Ceylon verweigerten die Singalesen diese Sklavenarbeit. Es wurden Tamilen aus dem benachbarten Südindien eingeführt. In der Karibik und in Südamerika waren die Indios teilweise so dezimiert, dass Arbeitskräfte aus
Afrika als Sklaven herangebracht werden mussten.
Aufstände und Revolutionen wurden blutig unterdrückt, sodass die Einheimischen sich nicht aus eigener Kraft helfen konnten, bis sich die politischen Verhältnisse durch den Übergang von den Monarchien zu den Republiken im 19. und 20. Jahrhundert änderten. Nacheinander wurden aus den Kolonien eigenständige Länder. Doch diese waren in wirtschaftlicher Hinsicht in fester Hand der Europäer. Auch wenn es um den gemeinsamen Reichtum ging (Commonwealth), waren die Europäer immer die Gewinner. Und jetzt beherrschen multinationale Konzerne den Handel zwischen den Ländern der 3. Welt und dem reichen Norden, d. h. Europa, USA und Japan. Derzeit besitzen ca. 20% der Weltbevölkerung rund 80% aller Güter und 80% aller Menschen leben an und unter der Armutsgrenze.
Es hat schon viele Versuche gegeben, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen. Gewalt hat bisher noch wenig bewirkt. Aufstände und Revolutionen brachten bestenfalls eine neue Schicht an die Herrschaft, die die Verhältnisse bald zu ihren Gunsten änderte, und alles wurde wie bisher. So geschah es mit dem Sozialismus, der in Europa den Stand der Arbeiter aus seiner Isolierung und untergeordneten Rolle herausgeführt hatte. Dabei hat die Idee der Solidarität viel für sich. Auch die Muslime brachten einige Staaten unter die Kontrolle ihrer Religion, in der das Geben von Almosen eine der fünf Säulen des gottgefälligen Lebens ist. Trotzdem wurden die Verhältnisse zwischen Arm und Reich nicht besser. Das Christentum hat als Religion der Eroberer und Ausbeuter viel von seiner Glaubwürdigkeit verloren. Die Methoden der westlichen Wirtschaft mit Kreditvergaben, Unterstützung von Großvorhaben und Erschöpfung der natürlichen Ressourcen haben die Kluft nur größer gemacht. Wo zeigt sich also ein Weg, der den Betroffenen hilft?
Entwicklungsförderung ist Förderung zur Selbsthilfe für aufbauwillige Menschen in unterentwickelten Regionen. Viele Organisationen arbeiten vor Ort und können an den Rückmeldungen gemessen werden. Die effektivsten sind die NGO (non government organisations = Nicht-Regierungs-Organisationen). Alle kirchlichen Organisationen haben den Vorteil einer durchgehenden Organisation von der Sammlung hierzulande bis zur Verteilung der Spenden vor Ort. Eine gerechte Teilung unseres Lebensstandards mit einem, der nichts hat, ist nicht möglich! Ein indischer Junge trank seinen Tee ohne Zucker und sagte zu Mutter Teresa:" Spenden muss weh tun!"